Das Spielen mit Meeresschaum am Strand kann die Gesundheit gefährden

Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) fordert Ende der fortwährenden chemischen Verschmutzung durch “Ewigkeitschemikalien” PFAS

Deutsche Nordsee. „Eine zunehmende Vermüllung und Verölung der Strände und die Verklappung von Industrieabfällen in die Nordsee zwang Küstengemeinden wie Landkreise schon vor über 50 Jahren dazu, sich mit Gründung der Schutzgemeinschaft aktiv dagegen zu wehren“, erinnert sich der SDN-Vorsitzende, Bürgermeister Gerd-Christian Wagner. „Damals wurde die Nordsee als großer Mülleimer missbraucht. Was sogar einzelne Wissenschaftler und die Bonner Politik für unbedenklich hielten.“ In der Realität sei daraus aber nicht nur ein großes ökologisches Problem erwachsen, sondern auch eine extreme Gefährdung eines Lebensnerves der deutschen Küste, der Tourismuswirtschaft.

„Heute bilden nicht mehr verklappte Dünnsäure oder große Ölmengen das Problem, sondern viel mehr Müll in Form von Kunststoffen“, erklärt der zweite SDN-Vorsitzende, Kapitän und Seelotse Ulrich Birstein. So sei der Meeresschaum an den Stränden der deutschen Nord- und Ostseeküste sehr stark mit äußerst schädlichen „Ewigkeits-Chemikalien“ belastet. Was zu den aller größten Fällen chemischer Verschmutzung unserer Umwelt überhaupt gehöre. Und das aufgrund der Eigenschaften dieser PFAS-Microteilchen auch gleich noch über viele Jahrhunderte. „Von dieser mehr als 10.000 verschiedene Varianten umfassenden, nicht natürlich vorkommenden, Stoffgruppe ist überhaupt nur ein Bruchteil auf ihre Umwelt- und Gesundheitsrisiken untersucht.“ Untersuchungen von Meeresschaum an Stränden in Belgien, den Niederlanden und Dänemark hätten schon seit Jahren alarmierend hohe PFAS-Konzentrationen festgestellt. „Deutschland als eines der weltweit größten Produzenten dieser Stoffe, hielt sich aber bisher vornehm mit solchen Klärungen zurück!“

„Werden PFAS einmal in die Umwelt eingetragen, verteilen sie sich über Wasser, Luft und Sediment dauerhaft überall hin. Auch in die Körper von Lebewesen“, merkt Birstein weiter an. Ein sehr augenfälliges Beispiel dafür seien die Muscheln, die sich bei den Offshore-Windparks angesiedelt hätten. „Der langjährige Betrieb unter rauen Witterungsbedingungen, der aus Kunststoffen nebst Schutzschichten bestehenden Rotorblätter, führt sowohl zur Oberflächen-Erosion als auch zum Materialzerfall, was sich als Abrieb in der Meeresumwelt verteilt. Und das über viele hundert Tonnen im Jahr.“

Um den sich verstärkenden Schaden nicht noch größer werden zu lassen, fordert die SDN von der jetzigen wie auch der zukünftigen Bundesregierung:

– den Einsatz von PFAS in Gebrauchsgegenständen zu verbieten,

– dabei allerdings, aufgrund des Risikos, dass die Industrie auf andere PFAS ausweichen könnte , nicht nur einzelne Stoffe zu benennen,

– die Nutzung PFAS-freier Alternativstoffe für alle möglichen Anwendungen vorzuschreiben.

Mit freundlicher Bitte um Veröffentlichung,

SDN Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V.

– Pressestelle –

Peter Andryszak

pressestelle@sdn-web.de

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Zusatz-Info 1:

Die Gruppe der per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen PFAS

PFAS umfasst über zehntausend Chemikalien. Viele davon gesundheits- und umweltschädlich. Sie bauen sich aufgrund einer hohen Hitzebeständigkeit, Öl- und Wasserabweisung sowie Chemischen-Beständigkeit nicht ab und reichern sich auch in der Nahrungskette an.

PFAS ist eine Abkürzung für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – auch bekannt als PFC (per- und polyfluorierte Chemikalien), PFT (perfluorierte Tenside) oder „forever chemicals“ („Ewigkeitschemikalien“). Langkettige PFAS haben (sehr) persistente, (sehr) bioakkumulierende sowie toxische Eigenschaften, kurzkettige PFAS sind extrem persistent und mobil.

Für fast alle Anwendungen in Gebrauchsgegenständen stehen PFAS-freie Alternativen zur Verfügung.

Zusatz-Info 2:

Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN)

ist ein überregionaler und gemeinnütziger Umweltschutz-Dachverband, der 1973 aufgrund umfassender Verschmutzungen der Nordsee ins Leben gerufen wurde. Seitdem engagiert sich die Schutzgemeinschaft sachlich-fachlich und partei-übergreifend für den Schutz der Nordsee als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum. Sie dient rund 200 Kommunen, Landkreisen, Naturschutzvereinen, Instituten, Verbänden und Einzelmitgliedern als Sprachrohr in die Öffentlichkeit sowie die Ministerialverwaltungen und Parlamente des Bundes und der vier Nordsee-Küsten-Länder. Gemeinsames Ziel: die Eigenarten und Schönheiten der Nordsee, des Wattenmeeres und der angrenzenden Küste vor schädigenden Eingriffen durch den Menschen zu schützen und Probleme des Nordseeschutzes einer Lösung zuzuführen.

Einige Maßnahmen der letzten Jahrzehnte, bei denen die SDN als Lobbyverband die Belange der Küste vertreten hat und die inzwischen als weitgehend abgearbeitet gelten dürften, sind die Dünnsäure-, Abfall-, und Klärschlammverklappung, das Notschleppkonzept, Antifouling, Luftüberwachung, Ballastwasser, Tankreinigung, MARPOL I bis IV sowie die Anschaffung moderner Notschlepper für Nord- und Ostsee, wie aktuell auch der Unterelbe. www.sdn-web.de

Ziehen Offshore-Windparks Havaristen an?

Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) sorgt sich um die Verkehrssicherheit auf der Nordsee

Deutsche Nordsee. „Wenn wir uns in Sorge um die Sicherheit der Nordsee als Lebensraum, solch ein Scenario ausgedacht hätten, wären wir wohl als Phantasten bezeichnet worden“, vermutet der SDN-Vorsitzende Gerd-Christian Wagner. Aber nicht nur wegen immer enger werdender Fahrtwege für Schiffe auf der Nordsee, sondern auch aufgrund direkten menschlichen Handelns könnten immer wieder Situationen eintreten, die schlimmste Folgen für die Meeresumwelt nach sich ziehen könnten. „Die Havarie des Mehrzweckfrachters PETRA L am 24. April 2023 mit der Windkraftanlage GOW R04 im Offshore-Windpark Gode Wind 1 nahe Juist bestätigt eine solche Befürchtung leider nur.“ Zeige der aktuelle Untersuchungsbericht der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) doch gleich mehrere Gründe auf, warum eine solch schwer vorstellbare Situation doch geschehen konnte – und das unabhängig von der Schiffsgröße oder Ladung.

So hat der Erste Offizier der PETRA L wohl kurz vor der Wachübergabe an den Kapitän den Schiffskurs zum nördlichen Fahrspurrand des Verkehrs-Trennungs-Gebietes (VtG) Richtung Windpark geändert. Der sich anschließend allein auf der Brücke befindliche Kapitän ließ den Kurs bestehen, nahm wohl die falsche Tablette, schlief daraufhin sofort ein und erwachte erst durch die Kollision mit dem Windrad. Sie hatte einen Wassereinbruch im Bugbereich zur Folge, verletzte glücklicher Weise aber niemanden. Schnell reagierte der Kapitän daraufhin und wendete sein an der vorderen Steuerbordseite schwer beschädigtes Schiff Richtung VtG, um nach Emden zu fahren. Die abwechslend zuständigen Mitarbeiter der Verkehrszentralen Wilhelmshaven, Jade und Emden sowie der Überwachungszentrale des Windparkbetreibers erfuhren davon nichts. Bis denn letztlich der Kapitän des Tonnenlegers GUSTAV MEYER den Schaden an der PETRA L innerhalb der Hafenschleuse Emden bemerkte und sogleich meldete.

„Wir müssen zu diesem Schiffs-Unfall bedenken, dass die Havarie des auf den Weg nach Ägypten befindlichen 100.000-Tonnen-Öltankers EVENTIN nahe Rügen vor wenigen Tagen nur gut einen Tag später hätte mitten in der Nordsee stattfinden können“, merkt Wagner weiter an. Und das besonders in Anbetracht des Flächenverbrauchs der geplanten Offshore-Windparks, durch den der Verkehrsraum für Schiffe aller Art extrem eingeengt würde. Von daher gelte es, ganzheitliche Betrachtungen dieser steigenden Belastungen anzustellen und echte Lösungen zu suchen, mit denen dieses wachsende Gefährdungspotential zumindest reduziert werden könne.

„Das Problem ist einfach“, gibt der SDN-Vorsitzende weiter zu bedenken, „eine einzige folgenschwere Schiffs-Havarie kann ausreichen, die Nordsee mit ihrem Wattenmeer und Ästuaren als Lebensraum für Menschen und Tiere zu zerstören.“ So müsse an jedem denkbaren Havariepunkt zumindest ein Not-Schlepper mit einem Mindestpfahlzug von 130 t und einer Stunde Reaktionszeit als Risikominderung bereit liegen, für den die zuständigen Behörden im Bedarfsfall eine Weisungsbefugnis und ein Zugriffsrecht besitzen. Und zudem müsse für die gesamte südliche Nordsee eine lückenlose sowie ausfallsichere Seeraumüberwachung gewährleistet sein, unterstützt von technischen Lösungen, die den Faktor Mensch auch gegen seine Schwächen unterstützen. „Unsere Devise muss lauten: aus Fehlern der Vergangenheit wirklich zu lernen und fortan präventiv zu handeln. Denn der Lebensraum Nordsee darf nicht noch mehr zu einem schlecht entwickelten Industriegebiet verkommen.

Mit freundlicher Bitte um Veröffentlichung,

SDN Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V.

– Pressestelle –

Peter Andryszak

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Zusatz-Info 1:

Daten Trockenmehrzweckfrachter PETRA L:

Länge ü.a.: 73,66 m, Breite ü.a.: 11,5 m, Tiefgang maximal: 4,2 m, Bruttoraumzahl: 1162, Tragfähigkeit: 1685 t, Maschinenleistung: 750 kW, Geschwindigkeit: 10,5 kn, Baujahr: 1984, Besatzung: 7, Lotse an Bord: Nein

BSU-Untersuchungsbericht Nr. 192/23 vom 30. Januar 2025:

https://www.bsu-bund.de/DE/Aktuelles/neueVeroeffentlichungen

Zusatz-Info 2:

Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN)

ist ein überregionaler und gemeinnütziger Umweltschutz-Dachverband, der 1973 aufgrund umfassender Verschmutzungen der Nordsee ins Leben gerufen wurde. Seitdem engagiert sich die Schutzgemeinschaft sachlich-fachlich und partei-übergreifend für den Schutz der Nordsee als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum. Sie dient rund 200 Kommunen, Landkreisen, Naturschutzvereinen, Instituten, Verbänden und Einzelmitgliedern als Sprachrohr in die Öffentlichkeit sowie die Ministerialverwaltungen und Parlamente des Bundes und der vier Nordsee-Küsten-Länder. Gemeinsames Ziel: die Eigenarten und Schönheiten der Nordsee, des Wattenmeeres und der angrenzenden Küste vor schädigenden Eingriffen durch den Menschen zu schützen und Probleme des Nordseeschutzes einer Lösung zuzuführen.

Einige Maßnahmen der letzten Jahrzehnte, bei denen die SDN als Lobbyverband die Belange der Küste vertreten hat und die inzwischen als weitgehend abgearbeitet gelten dürften, sind die Dünnsäure-, Abfall-, und Klärschlammverklappung, das Notschleppkonzept, Antifouling, Luftüberwachung, Ballastwasser, Tankreinigung, MARPOL I bis IV sowie die Anschaffung moderner Notschlepper für Nord- und Ostsee, wie aktuell auch der Unterelbe. www.sdn-web.de

Industriegebiet Nordsee – Ein neues Jahr mit neuen Chancen für den Lebensraum

Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) mahnt dringend zu einem Ende der Ignoranz möglicher Folgen einer weiteren Industriealisierung der Nordsee

Deutsche Nordsee. „Es ist für den Lebensraum Nordsee höchste Zeit, wirklich in Sachen Folgen menschlichen Handelns umzudenken!“, mahnt der SDN-Vorsitzende, Bürgermeister Gerd-Christian Wagner, an die politische und wirtschaftliche Vernunft. „Es ist dringend nötig jetzt sofort und nicht erst morgen oder übermorgen nach einer Katastrophe zu handeln!“ Vielmehr müssten ab sofort mögliche Auswirkungen auf die Umwelt immer mit bedacht und ernsthaft einbezogen werden. „Stattdessen wird die Nordsee, neben der umfangreichen Schifffahrt, auch noch mit Gas- wie Ölförderung, Kies- und Sandabbau, Gammel-Fischerei, Baggergut-Verklappung, CO2-Speicherung sowie Kabel- nebst Röhrenverlegungen und Startmöglichkeiten für Weltraumraketen nebst riesigen Windparks weiter zugestellt.“ Vielmehr gelte es, fordert der SDN-Vorsitzende insbesondere die sich neu zu bildende Bundesregierung auf, klügere Lösungswege als bisher für die Zukunft zu suchen.

Havarie in der Nordsee

„Und zu allem Überfluss gefährdet dieser Ausbauwahn zunehmend auch noch die Sicherheit der Schifffahrt und damit die Meeresumwelt mit ihren Bewohnern“, erklärt Kapitän und Seelotse Ulrich Birstein, zweiter SDN-Vorsitzender. So gelte es zum Beispiel zu bedenken, dass die Havarie des auf den Weg nach Ägypten befindlichen Öltankers EVENTIN vor Rügen dieser Tage nur gut einen Tag später hätte mitten in der Nordsee stattfinden können – und das bei dem aufkommend schlechten Wetter und ohne felsigem Schutz vor den starken Winden. „Irgendwann sind auch die hilfreichen Möglichkeiten des Havariekommandos ausgeschöpft!“ Und das ganz besonders in Anbetracht des möglichen Flächenverbrauchs der geplanten Offshore-Windparks, durch den der Verkehrsraum für Schiffe wie den Öltanker EVENTIN oder den Mega-Container-Frachtern, mit ihren riesigen Segelflächen, extrem eingeengt würde. Von daher gelte es ganzheitliche Betrachtungen der möglichen Belastungen zu tätigen und Lösungen zu suchen, mit denen dieses immer weiter wachsende Gefährdungspotential zumindest reduziert werden könne.

Notwendigkeiten

„Das Problem ist einfach“, gibt der SDN-Vorsitzende zu bedenken, „eine einzige folgenschwere Havarie kann ausreichen, die Nordsee mit ihrem Wattenmeer sowie die Ästuare von Elbe und Weser als Lebensraum für Menschen und Tiere zu zerstören.“ So müsse an jedem Havariepunkt mindestens ein Not-Schlepper mit einem Mindestpfahlzug von 130 t und einer Stunde Reaktionszeit als Risikominderung bereit liegen, für den die zuständigen Behörden im Bedarfsfall eine Weisungsbefugnis und ein Zugriffsrecht besitzen. Und zudem müsse für die gesamte südliche Nordsee eine lückenlose sowie ausfallsichere Seeraumüberwachung gewährleistet sein. „Unsere Devise muss lauten: aus Fehlern der Vergangenheit wirklich zu lernen und fortan präventiv zu handeln. Denn der Lebensraum Nordsee darf nicht noch mehr zu einer Industriebrache verkommen, sind sich beide Vorsitzende einig.

SDN-Forderungen

– Umweltschonendes Überdenken der Ausbau- und Nutzungsziele; insbesondere im Zusammenhang mit Offshore-Wind.

– Die Sicherheit der Schifffahrt muss Priorität haben.

– Prävention zur Unfallvermeidung und -bekämpfung statt erzwungene Reaktion bei einer Havarie.

– Einsatzortsnahe Stationierung von Notschleppern passender Größe/Leistungsfähigkeit.

– Kostenübernahme für ortsnahe Notschlepper und Schadstoff-Unfall-Bekämpfungsschiffe; auch durch Windpark-Betreiber.

– Praktische Klärung der Einsatzmöglichkeit von Schleppern und Hilfsschiffen innerhalb Windparks.

– Anschaffung technischer Hilfs-Ausrüstung nach Effektivitäts-Kriterien.

– Möglichst nahe und dauerhafte Stationierung von Schadstoff-Unfall-Bekämpfungsschiffen.

– Mehr und größere Klappschiffe zur Ölräumung auf See.

– Möglichst frühe Öl- und Müll-Räumung abseits von Inseln, Watt und Küste.

– Klare Zuständigkeitsregelung auf Behördenseite / insbesondere in der AWZ.

– Frühzeitige Einbeziehung der Küstenlandkreise als regionale Katastrophenschutz-Behörden.

– Ausweitung des bestehenden Lotswesens auf die AWZ.

– Havarievermeidung vor Havariemanagement!

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Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN)

ist ein überregionaler und gemeinnütziger Umweltschutz-Dachverband, der 1973 aufgrund umfassender Verschmutzungen der Nordsee ins Leben gerufen wurde. Seitdem engagiert sich die Schutzgemeinschaft sachlich-fachlich und partei-übergreifend für den Schutz der Nordsee als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum. Sie dient rund 200 Kommunen, Landkreisen, Naturschutzvereinen, Instituten, Verbänden und Einzelmitgliedern als Sprachrohr in die Öffentlichkeit sowie die Ministerialverwaltungen und Parlamente des Bundes und der vier Nordsee-Küsten-Länder. Gemeinsames Ziel: die Eigenarten und Schönheiten der Nordsee, des Wattenmeeres und der angrenzenden Küste vor schädigenden Eingriffen durch den Menschen zu schützen und Probleme des Nordseeschutzes einer Lösung zuzuführen.

Einige Maßnahmen der letzten Jahrzehnte, bei denen die SDN als Lobbyverband die Belange der Küste vertreten hat und die inzwischen als weitgehend abgearbeitet gelten dürften, sind die Dünnsäure-, Abfall-, und Klärschlammverklappung, das Notschleppkonzept, Antifouling, Luftüberwachung, Ballastwasser, Tankreinigung, MARPOL I bis IV sowie die Anschaffung moderner Notschlepper für Nord- und Ostsee, wie aktuell auch der Unterelbe. www.sdn-web.de

Müllkippe Nordsee – CO2 soll unter die Nordsee verpresst werden

Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) nimmt Stellung zum Referentenentwurf zur Änderung des „Hohe-See-Einbringungsgesetzes“

Deutsche Nordsee. Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN) spricht sich entschieden gegen den vorliegenden Referentenentwurf zur CO₂-Speicherung im Meeresuntergrund der Nordsee aus. Dieser Vorschlag sieht die großflächige Nutzung von CCS (Carbon Capture and Storage) als zentrale Maßnahme zur Emissionsreduktion vor. „Wir betrachten diesen Ansatz als risikobehaftet und ineffizient und lehnen jegliche industrielle Nutzung und potenziell umweltschädliche Eingriffe in den Lebensraum Nordsee ab,“ stellt Kapitän und Seelotse Ulrich Birstein als zweiter SDN-Vorsitzender klar.

Mit Hinweis auf den Klimawandel haben Regierung und Industrie bisher CCS als Möglichkeit zur Treibhausgas-Neutralität beworben. Insbesondere für schwer vermeidbare Emissionen in der Zement- und Kalkindustrie. In einigen Ländern bereits bestehende CCS-Projekte auf Hoher See werden dabei gerne als erfolgreiche Beispiele zur Sicherheit dieser Technologie benannt. Dabei wird allerdings konsequent ignoriert, das es in deutschen Gewässern schon jetzt erhebliche Konflikte um Nutzungen und Ökologie gibt. Stattdessen soll – statt einer effizienten Vermeidung sowie Reduzierung von Emissionen – eher eine unnötige Technologisierung gepuscht werden. Damit einher gehende Risiken wie CO₂-Leckagen mit Versauerungen von Meeres-Lebensräumen sind dabei keine erstgenommenen Probleme. Ganz so wie ein Verschieben dieser Risiko-Last auf die nächsten Generationen. Und europäische wie nationale Umweltgesetze werden damit dann auch gleich ausgehebelt und langfristig unterlaufen.

Die SDN lehnt die CO₂-Speicherung unter der Nordsee entschieden ab. Die Nordsee als Lebensraum sei zu wertvoll. Sie dürfe nicht zur Mülldeponie für CO₂ und andere schädliche Abfälle der Industrie werden. „Die Schutzgemeinschaft fordert eine Klimapolitik, die auf nachhaltige Emissionsminderungen setzt,“ so Birstein. Der Fokus müsse auf wirksame, zukunftsfähige und ökologisch tragfähige Lösungen gerichtet sein.

SDN-Forderungen

– Verzicht auf CCS in deutschen Gewässern

– Einsatz von CCU (Nutzung von CO₂) statt CCS (Einlagerung von CO₂)

– Schutz des marinen Lebensraums

– Natürliche CO₂-Speicherung als nachhaltige Alternative

Mit freundlicher Bitte um Veröffentlichung,

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Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN)

ist ein überregionaler und gemeinnütziger Umweltschutz-Dachverband, der 1973 aufgrund umfassender Verschmutzungen der Nordsee ins Leben gerufen wurde. Seitdem engagiert sich die Schutzgemeinschaft sachlich-fachlich und parteiübergreifend für den Schutz der Nordsee als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum. Sie dient rund 200 Kommunen, Landkreisen, Naturschutzvereinen, Instituten, Verbänden und Einzelmitgliedern als Sprachrohr in die Öffentlichkeit sowie die Ministerialverwaltungen und Parlamente des Bundes und der vier Nordsee-Küsten-Länder. Gemeinsames Ziel: die Eigenarten und Schönheiten der Nordsee, des Wattenmeeres und der angrenzenden Küste vor schädigenden Eingriffen durch den Menschen zu schützen und Probleme des Nordseeschutzes einer Lösung zuzuführen.

Einige Maßnahmen der letzten Jahrzehnte, bei denen die SDN als Lobbyverband die Belange der Küste vertreten hat und die inzwischen als weitgehend abgearbeitet gelten dürften, sind die Dünnsäure-, Abfall-, und Klärschlammverklappung, das Notschleppkonzept, Antifouling, Luftüberwachung, Ballastwasser, Tankreinigung, MARPOL I bis IV sowie die Anschaffung moderner Notschlepper für Nord- und Ostsee, wie aktuell auch der Unterelbe.

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Müllkippe Nordsee – Erste Lesung im Bundestag – CO2 soll unter den Meeresgrund gepresst werden

Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) äußert starke Bedenken gegen beabsichtigte

Verpressung von CO2 (CCS) unter dem Nordseegrund als irrtümliche Lösung zum Klimaschutz

Deutsche Nordsee. Heute debatiert der Bundestag über den Entwurf für die Änderung des Kohlendioxidspeicherungs- und transportgesetzes (KSpTG) in der ersten Lesung. „Mit der Absicht, CO2 zukünftig unter der Nordsee deponieren zu wollen, bahnt sich – neben der Verklappung von Baggergut – noch eine weitere Art der Müllbeseitigung in den maritimen Lebensraum an. Ganz im Sinne „Aus den Augen aus dem Sinn”” befürchtet Gerd-Christian Wagner, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN). Dabei habe schon die RESCUE-Studie aufgezeigt, dass eine solche Verpressung in den Untergrund (CCS) für die Erreichung einer Treibhausgasneutralität in Deutschland nicht erforderlich ist. Demnach reiche allein schon die Nutzung natürlicher Senken wie Wälder sowie nachhaltige Holzwirtschaft vollständig aus. „Stattdessen müssen wir viel mehr die immer weiter steigende CO2-Produktion bekämpfen.” Es gelte, die Entstehung von Klimagasen zu vermindern und nicht auf kommende Generationen hin kosten- und energieintensiv unsicher einzulagern. „Einzig das ist wirklich nachhaltig und klimafreundlich – und auch noch ganz ohne Risiko.” Zudem sei die Nordsee – auch ohne als Beitrag zum Klimaschutz deklarierte Augenwischereien – schon heute bei weitem als Industriegebiet weit übernutzt.

Schon Jahre altes Problem

Schon im Jahre 2011 beschloss die Mitgliederversammlung der SDN in Husum eine Resolution gegen die Ablagerung von Kohlendioxid aus Kraftwerken und Industrie im Meeresboden unter Nord- und Ostsee. Der einzig sinnvolle und von der Bevölkerung gewollte Weg bestehe demnach in einem kompletten Verbot von CCS in Deutschland. Industrieabfall im Untergrund zu verpressen, sei gefährlich und umweltschädlich – gleichgültig, ob an Land oder auf See. Zudem bot für den kommunalen Umweltverband auch der Gesichtspunkt des Haftungsrisikos bei der CCS-Technologie einen deutlichen Kritikpunkt. „Nach 30 Jahren geht das Haftungsrisiko auf den Bund und damit auf die Steuerzahler über,“ mahnte die SDN damals.

CCS-Technologie

Nicht nur, dass die CCS-Technologie bei all ihren Risiken kein Gramm CO2-Ausstoß verringere. Das Abscheiden des Gases, sein risikohafter Transport durch Pipelines, per Schiff, Schiene oder Straße zum Speicherort und das Verpressen in den Untergrund verursache auch noch einen enorm zusätzlichen Energieaufwand (lt. Umweltbundesamt ca. 40 %) und hohe Kosten. Zudem sei ein riesiger Flächenverbrauch für ein Netz von Abscheidungsanlagen, Pipelines, Zwischenspeichern, Umladestationen und Häfen von Nöten. Bliebe noch das Risiko einer Leckage mit lebensgefährlichen Auswirkungen auf das Grundwasser, den Boden und angrenzende Lebensräume nebst ihrer Bewohner. Und auch ein technisch noch so versiertes Monitoring könne einen Unfall lediglich feststellen, aber nicht verhindern. „Der Gebrauch dieser Technologie erweckt mehr den Eindruck eines klimapolitischen „Greenwashings“, als den einer echten Lösungssuche für dasPressemeldung CO2-Problem,“ befürchtet Wagner, „und es muss allen Beteiligten damit stets bewusst sein, das ein solch technisches Verfahren nicht ausreichen kann, die von Menschen vollzogene Vermüllung der Atmosphäre zu beseitigen.” Auf dem Weg zur Dekarbonisierung unseres Landes könne CCS bestenfalls ein Umweg, schlimmstenfalls ein Rückschritt sein. Der weitaus größte Erfolgsfaktor sei, einfach weniger neues CO2 zu produzieren.

Die Alternative

Und dass sich aktuell immer mehr Konzerne aus dem Energiesektor – mit Blick auf große deutsche und EU-Klimaschutz-Fördertöpfe – mit milliardenschweren Investitionsideen zur CO2-Verpressung zu Worte melden, trüge auch nicht zu seiner Beruhigung bei, so der SDN-Vorsitzende weiter. Man sehe hier offensichtlich einen Markt, dem zukünftig hohe Wachstumsraten zuzuschreiben wären. So sei etwa eine rund 900 Kilometer lange Pipeline durch die Nordsee nach Norwegen geplant, die noch vor 2032 in Betrieb gehen solle und jährlich mit 20 bis 40 Millionen Tonnen CO2 etwa 20 Prozent der gesamten deutschen Industrieemissionen transportieren könne. „Der Bau neuer Unterwasser-Pipelines würde die Nordsee und das Wattenmeer mit Flächenverbrauch, Lärmbelastung sowie Leckagengefahr noch ein Stück mehr zum lebensfeindlichen Industriegebiet degradieren,“ gibt der SDN-Vorsitzende zu bedenken. Zudem dürfe man auch nicht einen möglichen Nutzungskonflikt übersehen. Die Lagermöglichkeiten von nahezu leer geförderten Erdgas- und Öllagern an Land wie im Meer seien in ihrer Kapazität physikalisch begrenzt und stünden zur Speicherung von Energieträgern wie Wasserstoff oder Ergas nicht mehr zur Verfügung. „Und wieder zeigt sich eine stark von Industrieinteressen überlagerte Entscheidungsfindung in der Klimapolitik. Anstatt die immensen Fördergelder zum Beispiel für Energieeinsparungen im Gebäudebereich, Energiemanagement der Industrie, Kreislaufwirtschaft, Ressourcen-Verbrauchsminderung, Substitution sowie Dekarbonisierung zu verwenden.“ Denn damit würde nachfolgenden Generationen nicht noch eine weitere schwerwiegende ökologische und wirtschaftliche Erblast hinterlassen.

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Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN)

ist ein überregionaler und gemeinnütziger Umweltschutz-Dachverband, der 1973 aufgrund umfassender Verschmutzungen der Nordsee ins Leben gerufen wurde. Seitdem engagiert sich die Schutzgemeinschaft sachlich-fachlich und parteiübergreifend für den Schutz der Nordsee als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum. Sie dient rund 200 Kommunen, Landkreisen, Naturschutzvereinen, Instituten, Verbänden und Einzelmitgliedern als Sprachrohr in die Öffentlichkeit sowie die Ministerialverwaltungen und Parlamente des Bundes und der vier Nordsee-Küsten-Länder. Gemeinsames Ziel: die Eigenarten und Schönheiten der Nordsee, des Wattenmeeres und der angrenzenden Küste vor schädigenden Eingriffen durch den Menschen zu schützen und Probleme des Nordseeschutzes einer Lösung zuzuführen.

Einige Maßnahmen der letzten Jahrzehnte, bei denen die SDN als Lobbyverband die Belange der Küste vertreten hat und die inzwischen als weitgehend abgearbeitet gelten dürften, sind die Dünnsäure-, Abfall-, und Klärschlammverklappung, das Notschleppkonzept, Antifouling, Luftüberwachung, Ballastwasser, Tankreinigung, MARPOL I bis IV sowie die Anschaffung moderner Notschlepper für Nord- und Ostsee, wie aktuell auch der Unterelbe.

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