Die Industriealisierung der Nordsee setzt sich fort

Nordsee-Schutzgemeinschaft SDN fordert Konzepte zur Energieeinsparung statt eine die Umwelt schädigende neue Gasförderung im Wattenmeer

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Varel/Nordsee/Borkum. „Eine Gasförderung im Wattenmeer vor Borkum steht leider schon seit vielen Jahren wiederholt auf der Agenda“, bemerkt Bürgermeister und SDN-Vorsitzender Gerd-Christian Wagner zur aktuellen Absicht, auf niederländischem Gebiet, nur wenige Kilometer vor Borkum, Erdgas fördern zu lassen. „Allerdings haben sich die politischen Rahmenbedingungen aktuell so stark verändert, dass auch von Seiten der SDN eine gewisse Akzeptanz bei der kurzfristigen Lösungssuche besteht.“

Allerdings hätten natürlich alle vorherig immer wieder eingebrachten Bedenken zu möglichen Umweltgefährdungen, die eine Gasförderung im Wattenmeer mit sich bringe, ihre uneingeschränkte Gültigkeit. Und die SDN dürfe ihre Sorge nicht verhehlen, mahnt Wagner, dass sobald diese Gasförderung nahe des Wattenmeeres ersteinmal erlaubt sei, zukünftig auch andere wirtschaftliche Aktivitäten wie künstliche Förderinseln, weitere Pipeline- und Kabelverlegungen oder zusätzliche Ölförderungen wohl nur noch schwer gestoppt werden könnten. Es bestünde einfach die große Gefahr, das die Küstennatur – aus jeweils aktuell vorgetragenem „gutem Grund“ – noch mehr zum Industriegebiet mit all seinen negativen Folgen verändert würde. Ganz zu schweigen von der damit einher gehenden steigenden Bedrohung durch Unfälle, die das Watt zudem dauerhaft verseuchen könnten.

„Gerade die Auswirkungen der Gasförderung in der Region Groningen mit ihren Erbeben und Absenkungen zeigen ja leider mehr als deutlich, was das Wattenmeer, und mit ihm die ostfriesischen Inseln, bei einer Gasförderung zu erwarten hat”, gibt der Schutzgemeinschafts-Vorsitzende zu bedenken. Es mache doch keinen Sinn, so Wagner weiter, trotz Klimaveränderungen und wirtschaftspolitischen Abhängigkeiten, immer noch in alter Manier auf fossile Energien zu setzen. Vielmehr böten sich doch gerade jetzt verstärkte Überlegungen in Richtung alternativer Energien und insbesondere Möglichkeiten zur Energieeinsparung an.

Was dabei bei all den direkten und zu befürchtenden Umweltauswirkungen auch nicht aus dem Blick geraten dürfe, so die Vertreter des Umweltschutzverbandes, sei die zunehmende Einengung der Schifffahrtsstraßen durch Industrieansiedlungen wie unzureichend erkennbare Windparks und Förderanlagen nahe ihrer Grenzen. Dabei hätten gerade in letzter Zeit Schiffshavarien wie die von GLORY AMSTERDAM und MUMBAI MAERSK gezeigt, wie schnell es zu folgenschweren Kollisionen kommen könne. Und der Massengutfrachter JULIETTA D habe gerade erst Ende Januar mit seinem Vertreiben in einen Windpark vor Ijmuiden gezeigt, wie real diese Gefahr sei.

„Es ist einfach an der Zeit nachhaltig umzudenken und nach wirklichen Lösungen zu suchen!“, appelliert Gerd-Christian Wagner an die umweltbezogene Vernunft aller verantwortlich Beteiligten. „Wir müssen gerade jetzt damit anfangen und nicht nur immer mehr oder weniger „vernünftige“ Wirtschaftsziele, wie aktuell eine aufkommende größere Akzeptanz bei Verbrauchern für Preiserhöhungen, zum alleinigen Maß aller Dinge machen.“

Mit freundlicher Bitte um Veröffentlichung,

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ist ein überregionaler und gemeinnütziger Umweltschutz-Dachverband, der 1973 aufgrund umfassender Verschmutzungen der Nordsee ins Leben gerufen wurde. Seitdem engagiert sich die Schutzgemeinschaft sachlich-fachlich und partei-übergreifend für den Schutz der Nordsee als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum. Sie dient rund 200 Kommunen, Landkreisen, Naturschutzvereinen, Instituten, Verbänden und Einzelmitgliedern als Sprachrohr in die Öffentlichkeit sowie die Ministerialverwaltungen und Parlamente des Bundes und der vier Nordsee-Küsten-Länder. Gemeinsames Ziel: die Eigenarten und Schönheiten der Nordsee, des Wattenmeeres und der angrenzenden Küste vor schädigenden Eingriffen durch den Menschen zu schützen und Probleme des Nordseeschutzes einer Lösung zuzuführen.

Einige Maßnahmen der letzten Jahrzehnte, bei denen die SDN als Lobbyverband die Belange der Küste vertreten hat und die inzwischen als weitgehend abgearbeitet gelten dürften, sind die Dünnsäure-, Abfall-, und Klärschlammverklappung, das Notschleppkonzept, Antifouling, Luftüberwachung, Ballastwasser, Tankreinigung, MARPOL I bis IV sowie die Anschaffung moderner Notschlepper für Nord- und Ostsee, wie aktuell auch der Elbe.

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