Ganz schnell – und auch noch sicher?
- Nordsee-Schutzgemeinschaft SDN mahnt Bedachtheit zum Erdgas-Import an
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Varel/Nordsee. „Aktuell verändern sich die politischen Rahmenbedingungen so stark, dass auch von Seiten der SDN eine gewisse Akzeptanz bei der kurzfristigen Lösungssuche besteht“, räumt Bürgermeister und SDN-Vorsitzender Gerd-Christian Wagner ein, in Anbetracht der aktuellen Versuche der Bundesregierung, unabhängiger vom russischen Gas zu werden. „Allerdings dürfen weder die neuen Gefahren noch das aktuelle Bestreben sich in Sachen fossiler Energie von einzelnen Lieferländern unabhängiger zu machen, auf Dauer als Anlass für erneute Umweltignoranz herhalten.” Das wäre andererseits dann schlicht eine Fortsetzung alter Fehlentscheidungen unter neuen Bedingungen. „LNG ist nicht die große Lösung!”, so der SDN-Vorsitzende weiter, „und schon gar nicht in Anbetracht der vielen Risiken und Gefahren, die damit einher gehen.”
Vielmehr berge der zunehmende Umgang mit dem verflüssigten Erdgas, insbesondere in Erwartung steigender Erdgaspreise, und noch zu definierenden “neuen Deutschlandgeschwindigkeit” eine deutliche Steigerung der Risiken – zuvorderst zu Ungunsten des Klimas. Denn Erdgas besteht zu mehr als 90 Prozent aus sehr klimaschädlichem Methan. Und davon entweichen laut IMO je nach Motor zwischen 0,2 und über 4 Prozent aus dem Verbrennungsprozess direkt in die Atmosphäre. Ganz zu schweigen von den Methanverlusten beim Fracking, den zeitweise auftretenden Lecks beim Ladeprozess oder dem nötigenfalls Ablassen des Boil-off-Gases aus den Tanks. Der hohe Energieaufwand für die Verflüssigung und den Transport des Gases tue dazu sein übriges.
„Und auch die LNG-Tanker selbst bergen allein schon wegen ihrer Größe von 300 und mehr Metern Länge und gut 50 Metern Breite bei bis zu 100.000 Tonnen Ladung ein nicht nur zahlenmäßig deutlich höheres Risiko”, ist der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste überzeugt. Zu erwarten seien mehrere hundert zusätzliche Anfahrten im Jahr zu den neu geplanten LNG-Häfen Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Stade. Und ein Großteil davon, trotz großer Windempfindlichkeit, auch noch die viel zu schmale Elbe hinauf. „Beruhigend finde ich dabei auch nicht, dass diesen Schiffen aufgrund des hohen Anschaffungspreises eine Lebensdauer von etwa 40 Jahren zuerkannt wird und die steigenden Preise viele Neulinge mit unklarer Motivation und Qualifikation in die LNG-Schifffahrt locken.”
Bisher sei es ja, gemäß seiner Kenntnis, mit LNG-Tankern noch zu keinen größeren Vorfällen gekommen, so Wagner weiter. Allerdings seien die Zeiten aktuell sehr unruhig und gerade Deutschland habe seine Abhängigkeit von einem friedlich funktionierenden Welthandel mehr als deutlich zu spüren bekommen. „Und da könnte gerade auch eine künstlich herbei geführte Havarie eines LNG-Tankers vorallem in der Elbe schon sehr viel Schaden anrichten.“
Somit bliebe der Schutzgemeinschaft von den politisch verantwortlichen im Bund und den Küstenländern ausdrücklich zu fordern:
– Nicht die Schnelligkeit der Umsetzung der LNG-Pläne zum Maß des Handels zu machen,
– das anstehende Genehmigungsverfahren nicht überstürzt und bruchstückhaft durchzuführen,
– eine umfassende Sicherheitsanalyse zu machen,
– eine stärkere Förderung von wirklich klimaschonenden und nachhaltigen Kraftstoffen,
– eine stärkere Förderung von Möglichkeiten zum Energiesparen,
– keine Zulassung von Sub-Standart-Schiffen in deutschen Häfen,
– Erstellung eines Hafenentwicklungsplanes, der konstruktive sowie nachhaltige wie Sicherheit gebende Lösungswege aufzeigt,
– frühzeitige Schlepperbegleitung der LNG-Tanker, vor allem in der Elbe,
– Absicherung des Ladevorganges, vor allem in Verbindung mit den schwimmenden Umschlagsanlagen zur LNG-Regasifizierung durch Schlepper mit Feuerlöschfähigkeit.
Mit freundlicher Bitte um Veröffentlichung,
SDN Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V.
– Pressestelle –
Peter Andryszak
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Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN)
ist ein überregionaler und gemeinnütziger Umweltschutz-Dachverband, der 1973 aufgrund umfassender Verschmutzungen der Nordsee ins Leben gerufen wurde. Seitdem engagiert sich die Schutzgemeinschaft sachlich-fachlich und partei-übergreifend für den Schutz der Nordsee als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum. Sie dient rund 200 Kommunen, Landkreisen, Naturschutzvereinen, Instituten, Verbänden und Einzelmitgliedern als Sprachrohr in die Öffentlichkeit sowie die Ministerialverwaltungen und Parlamente des Bundes und der vier Nordsee-Küsten-Länder. Gemeinsames Ziel: die Eigenarten und Schönheiten der Nordsee, des Wattenmeeres und der angrenzenden Küste vor schädigenden Eingriffen durch den Menschen zu schützen und Probleme des Nordseeschutzes einer Lösung zuzuführen.
Einige Maßnahmen der letzten Jahrzehnte, bei denen die SDN als Lobbyverband die Belange der Küste vertreten hat und die inzwischen als weitgehend abgearbeitet gelten dürften, sind die Dünnsäure-, Abfall-, und Klärschlammverklappung, das Notschleppkonzept, Antifouling, Luftüberwachung, Ballastwasser, Tankreinigung, MARPOL I bis IV sowie die Anschaffung moderner Notschlepper für Nord- und Ostsee, wie aktuell auch der Elbe.
Die SDN ist Mitglied der KIMO International: http://www.kimointernational.org
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